Wettbewerb Birkungen

Thüringen

Neuordnung des Innenraumes der Katholischen Kirche St. Johannes der Täufer

 

Die bereits vorhandenen Qualitäten des neogotisch anmutenden Kircheninnenraumes, insbesondere seine weite und lichte Atmosphäre, sollen durch dessen Neugestaltung hervorgehoben und aufgearbeitet werden. Der Entwurf greift dabei bewusst nicht wesentlich in die Architektur des Raumes ein, sondern versucht, das für die Gemeinde bereits Vertraute durch gezielte Eingriffe und eine klare Ausgestaltung der einzelnen Elemente neu erlebbar zu machen und aufzuwerten.

Die Leitidee des Entwurfes orientiert sich am Namensgeber der Kirche: Johannes der Täufer. Das Gestaltungskonzept wird durch das Thema „Wasser“ bestimmt, welches für die Bestuhlung sowie für Materialität und Anordnung der liturgischen Elemente fließende Formen und Flexibilität vorgibt.

Die Empfehlung, vollends auf festverankerte Bänke zu verzichten, beruht auf dem Ziel, die besondere Architektur des Raumes zu stärken. So wird aus dem reinen Zweck-Auditorium ein Raum der Gemeinde, die sich hier begegnen und erfahren kann.

Die neue Bestuhlung ordnet sich vom Altarraum ausgehend wellenartig an. Als Ausgangspunkt der „Stoßwelle“ rückt der Altar in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Die flexible Einzelbestuhlung integriert sich organisch in den Raum und umspielt die Kirchensäulen. So werden neue Sichtbeziehungen zum Altarraum geschaffen und die Offenheit des Kirchenschiffs in die Breite wird neu erlebbar gemacht. Gleichzeitig tritt der Innenraum wieder mit der charakteristischen Deckenkonstruktion des Innenraums in Dialog: Das formstarke geometrische Deckengewölbe spiegelt sich in der wellenhaften Anordnung der neuen Bestuhlung im Kirchenschiff wider und findet darin zugleich einen neuen Gegenpol.

Die aufgezeigten Bestuhlungsvarianten bieten für verschiedene Nutzungsszenarien die nötige Platzanzahl. Hochfeste, Gottesdienste, Konzerte aber auch Andachten und Feiern im kleinen Kreis sind so problemlos realisierbar. Die Bestuhlung lässt sich dabei in wenigen Handgriffen anpassen und in den vorhandenen Lagerflächen hinter der Empore und im Gemeindehaus verstauen. Gleichzeitig können die Holzstühle zusammengeschoben auch als Bänke verwendet werden. Reihenverbinder gewährleisten die exakte Aufstellung.

Das Taufbecken wird in der Mitte der vier Säulen verortet, hier werden durch die flexible Bestuhlung auch intime Taufandachten im engen Familienkreis möglich. Der Altarbereich ist durch eine gebogene Stufe erreichbar, sodass er sich zwar vom restlichen Kirchenschiff abhebt, trotzdem aber in Kontakt mit dem Taufbecken als zweiter Achse im Raum steht. Seitlich auf der Altarstufe findet auch die Weihnachtskrippe ausreichend Platz.

Die bestehende Empore wird überarbeitet und spielerisch in das Gesamtkonzept aufgenommen. Die Brüstungen nehmen die von Altar ausgehende Wellenbewegung auf, die Bestuhlung auf der Empore setzt diese Bewegung gleichermaßen fort. Die Säulen werden überarbeitet und ausgebessert, in ihrer Gestaltung aber grundsätzlich beibehalten.

Die Marienfigur wird auf die linke Seite des Chores verlegt, sodass auch hier kleine Andachten abgehalten werden können, ohne dadurch den Zugang zur Sakristei zu verhindern. Zwei Beichträume werden unter der Empore platziert. Die vorhandenen Heiligenfiguren werden aufgearbeitet und neu positioniert. In gleicher Höhe aufgehängt bilden sie eine Sichtachse hin zum Altar. Ebenso werden die Kreuzwegstationen im hinteren Kirchenschiff beibehalten. Das mobile Vortragekreuz wird zur Messe unmittelbar neben dem Altar aufgestellt.

Ergänzend zum Entwurf basiert die Ausgestaltung der Details und die Entwicklung des Entwurfs zum stimmigen Gesamtkonzept auf der engmaschigen Einbindung der Gemeinde durch partizipatorische Prozesse.