Galerie treppe b

Berlin-Charlottenburg

Umbau vom Gewerbe- zum Galerieraum

Im Jahr 2016 wurde der rund 35 m² große Gewerberaum 1061 im Corbusierhaus für die Nutzung als Galerieraum umgebaut. D:4 entwickelte das Konzept für die Umnutzung zur Galerie und betreute die Realisierung vor Ort. Der Raum erhielt seinen Namen durch die Lage im Corbusierhaus, nämlich zwischen der 2. und 3. Innenstraße (Etage) im Treppenhaus B.

Um den von vier Fenstern natürlich belichteten Raum für Veranstaltungen nutzen zu können, wurde im Rahmen des Umbaus eine Küchenzeile eingebaut sowie das WC renoviert. Die Renovierungsarbeiten des Raums mit T-förmigem Grundriss umfassten ebenfalls die Verlegung eines neuen Bodenbelags in hellblauem Linoleum.

Ausstellungen zeigen Positionen zu Le Corbusiers Werk sowie der Berliner Nachkriegsmoderne. Des Weiteren lädt die Galerie zu Vernissagen, kuratierten Führungen und anderen Veranstaltungen ein.

Über das Corbusierhaus

Die „Berliner Wohnmaschine“ – diesen Spitznamen erhielt das Gebäude der Nachkriegsmoderne schnell – erhebt sich auf einem grünen Hügel in Charlottenburg neben dem Olympiastadion. Der auffällige Betonbau mit 17 Geschossen und hohen Loggien in kräftigen Farben entstand im Rahmen der internationalen Bauausstellung Interbau 1957 nach Plänen von Le Corbusier. Auf Einladung des West-Berliner Senats beteiligte sich der schweizerisch-französische Architekt neben rund 50 weiteren renommierten internationalen Architekten mit einem Entwurf. Der zunächst vorgesehene Bauplatz im kriegszerstörten West-Berliner Hansaviertel – das mit der Interbau 57 als Fanal für ein neues, modernes Stadtquartier und Wiederaufbau fungieren sollte – war jedoch für den Corbusier`schen Entwurf (Länge 135 m, Breite 23 m, Höhe 56 m) zu klein. So entstand das aufgeständerte Scheibenhochhaus auf dem erhöhten Areal zwischen Flatowallee, Heilsberger Allee und der S-Bahn-Trasse Olympiastadion, dem sogenannten Heilsberger Dreieck. Es ist die erste Unité d’Habitation in Deutschland – nachdem zuvor in Marseille (1948) und in Rezé bei Nantes (1955) zwei Bauten realisiert worden waren. In dem Wohnhaustyp manifestieren sich gleichsam als in Beton gegossenes Konzept Überlegungen zu Architektur, Licht, Grünflächen und nicht zuletzt Proportionen basierend auf dem Prinzip Modulor.

In Berlin jedoch musste Le Corbusier bauliche Abweichungen hinnehmen, was er nicht streitlos tat (nachzulesen in: Le Corbusier und die Unité d’Habitation, Typ Berlin. Briefwechsel 1955-1958. Verlag treppe b, 2021). Mit der Errichtung als sozialer Wohnungsbau im Rahmen der Interbau 1957 gingen bestimmte Vorgaben wie zum Beispiel eine lichte Raumhöhe von 2,50 m einher – anstatt wie vom Architekten vorgesehen nur 2,26 m. Auch auf eine Ladenzeile in der Mitte und eine begehbare Dachterrasse musste bei dem Solitär verzichtet werden. Zur Einweihung der Unité d’Habitation distanzierte sich Le Corbusier schließlich vom Gebäude und betitelte sie mit dem Zusatz: Typ Berlin.

Der Berliner Betonschottenbau auf der begrünten Erhebung beherbergt 527 Ein- bis Vier-Zimmer-Wohnungen, von denen jede über eine Loggia verfügt. Wie in allen diesen Wohnhaustypen ist die Erschließung der Wohnungen etwas Besonderes. Die niedrigen Flure heißen Innenstraßen. In – neun per Aufzug erreichbaren – Etagen gibt es ebenjene: Sie ziehen sich über 130 Meter mittig durch die ganze Länge des Hauses und auf beiden Seiten reihen sich die Wohnungstüren, wobei bei jeder Innenstraße die Türen und andere bewegliche Teile in einer anderen Farbe gefasst sind. Die meisten Wohnungen sind als Maisonette angelegt und erstrecken sich über zwei Geschosse; variierend führt eine Innentreppe von der Eingangsebene nach oben oder unten. Außer den Wohnungen verfügt das Haus über ein weites Foyer, einen Kiosk im Erdgeschoss und gewerblich genutzte Räume auf den Zwischenebenen zwischen den Innenstraßen und Fahrstuhlschächten.

Seit 1995 steht die Unité d’Habitation, Typ Berlin unter Denkmalschutz; zudem reichte das Land Berlin 2022 den Antrag ein, die Ensembles des Berliner Wiederaufbaus unter dem Titel „Karl-Marx-Allee und Interbau 1957. Architektur und Städtebau der Berliner Nachkriegsmoderne“ auf die deutsche Tentativliste zum UNESCO-Weltkulturerbe zu setzen.

Hörtipp: Einen hintergründigen Einblick von der Baugeschichte bis heute gibt unter anderem der knapp einstündige Podcast von Welle M1: Das Haus auf dem Berg.