Als erste autismussensibel geplante Kita Berlins bietet „Jona und der Wal“ Platz für insgesamt 70 Kinder in vier Gruppen. Jede Gruppe verfügt über geschulte Betreuer*innen, die sich um die Integration und die Betreuung der Kinder mit Autismus-Spektrum-Störung kümmern.

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Projektentwicklung

Die Kindertagesstätte entstand auf dem Gelände der ehemaligen Felsen-Kirchengemeinde, basierend auf einer 2018/2019 von D:4 durchgeführten Machbarkeitsstudie.

Im Rahmen der Studie wurde die sich ehemals auf dem Grundstück befindliche Apostel-Andreas-Kirche untersucht. Ergebnis der Untersuchung: Aufgrund des erheblichen Sanierungsrückstaus war eine Renovierung des Bestandsgebäudes nicht mehr möglich.

Schnell war klar, dass das Grundstück für eine neue Nutzung zur Verfügung stehen wird. Gemeinsam mit dem Kirchenkreis Reinickendorf und der Kirchengemeinde sowie in Zusammenarbeit mit dem Standortjugendamt und dem Bauplanungsamt wurde das Projekt entwickelt.

Die spezielle Auslegung der Betreuung auf Kinder mit Autismus-Spektrum-Störung (ASS) ergab sich aus einem dem Standortjugendamt bekannten akuten Bedarf an Betreuungsplätzen und geeigneten Flächen.

Finanzierung

Durch diese Schwerpunktsetzung konnten wir Fördermittel des Bundes für den Kitaausbau, der Aktion Mensch sowie der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) im Rahmen des Strukturanpassungsfonds akquirieren. Zudem erfolgte eine Unterstützung durch das Land Berlin im Rahmen des Programms „Grün macht Schule – KinderGARTEN“. Auch die evangelische Andreas-Kirchengemeinde und der Kirchenkreis Reinickendorf leisteten einen wesentlichen finanziellen Beitrag.

Umsetzung

Sowohl die Architektur als auch das pädagogische Konzept der Kita wurden darauf abgestimmt, Inklusion und individuelle Entfaltung zu ermöglichen.

Die Kita erstreckt sich über zwei Geschosse und umfasst rund 1.200 m². Unter dem markanten, mehrfach gefalteten Dach, das als zentrales Gestaltungselement dient, wurden vier Gruppenbereiche eingerichtet. Dieses Dach bietet nicht nur einen ästhetischen Blickfang, sondern sorgt auch für eine optimale Belichtung und definiert die Raumabfolgen im Inneren. Im Erdgeschoss befinden sich Räume für unter Dreijährige sowie Funktionsräume, im Obergeschoss drei weitere Gruppenräume für über Dreijährige und ein Multifunktionsraum.

Im Rahmen der Gestaltung der Kita wurde eine umfassende Recherche zum autismussendiblen Bauen betrieben. Inspiration für die Maßnahmen kam vor allem von ASPECTSS.

Gruppenraum © Werner Huthmacher.
Gruppenraum mit Einbaumöbeln und Versteckmöglichkeiten © Werner Huthmacher.

Autismussensibles Bauen

Das Raumkonzept setzte auf Inklusion und Barrierefreiheit. Alle Räume wurden so gestaltet, dass sie Kindern mit unterschiedlichen physischen und geistigen Voraussetzungen uneingeschränkten Zugang ermöglichten – dementsprechend sind alle Räume barrierefrei zugänglich.

Der Grundriss folg dem Prinzip „von groß nach klein“, was eine einfache Orientierung im Gebäude erleichtert. Das zentrale Foyer dient als größter Raum und Zugang zu den Gruppenräumen. Spielflure in beiden Etagen dienen als „Übergangszonen“ zwischen den einzelnen Funktionen im Gebäude. So haben Nutzende die Möglichkeit, sich „neu zu Kalibrieren“ bevor sie von einer Funktion in die Nächste wechseln.

Kompartimierung

Um die Nutzungen klar voneinander abzugrenzen, sind alle Nutzungseinheiten optisch und haptisch voneinander getrennt.

In den Räumen mit Spielfunktion sind alle Wände tastbar naturbelassen. Das Treppenhaus lässt sich durch die Betonoberfläche ertasten. Küche und Bäder sind mit Fliesen ausgestattet. Farbcodierte Türen – grüne Zargen für Spielräume, graue Zargen für Funktionsräume – unterstützten die Orientierung der Kinder. So sind die Funktionen der Bereiche auch sensorisch voneinander getrennt.

Die Aufteilung orientiert sich außerdem nach der logischen Abfolge des Tagesablaufes.

Besondere Aufmerksamkeit wurde der Minimierung von akustischen und visuellen Reizen gewidmet, um eine ruhige und konzentrierte Umgebung zu schaffen. Schallabsorbierende Holzlamellen sorgen für eine angenehme Akustik in den Innenräumen, die Echos, Widerhall und Hintergrundgeräusche reduziert, während eine farblich beruhigende Gestaltung in Blau- und Grüntönen visuelle Reizüberflutung vermeidet.

Darüber hinaus bieten mehrere speziell gestaltete Rückzugsbereiche und polygonal geformte Einbaumöbel den Kindern Raum, um sich bei Bedarf zurückzuziehen.

Neben den Gruppenräumen, die zum Spielen und zum Austausch gedacht sind, verfügt jede Gruppe auch über einen Nebenraum, der ausdrücklich für ruhige Aktivitäten gedacht ist. Hier kann sich entspannt und zurückgezogen werden.

Außenanlagen

Ein großzügiger, von der Straße abgeschirmter Garten ergänzt die Innenräume und bietet den Kindern Spielflächen zum Toben, Klettern, Buddeln sowie Rückzugsorte. Für die Gestaltung des Außenbereichs wurden etwa 4.000 Ziegelsteine der abgerissenen Felsen-Kirche wiederverwendet. Diese Ziegel fanden als Mauer, Wegeeinfassungen und andere Elemente in der Gartengestaltung ihren neuen Einsatz, was die Verbindung zwischen dem alten und dem neuen Bau auf nachhaltige Weise betont.

Sicherheit

Die Kita wurde nach den aktuellen Sicherheitsstandards gebaut. Darüber hinaus sind alle Einbaumöbel mit einem besonders Verträglichen Wachs beschichtet, die auch das risikofreie Beißen und Kratzen risikofrei ermöglichen.

Nachhaltigkeit

Die Kita wurde in einer nachhaltigen Holz-Hybrid-Bauweise errichtet, bei der Holzständer- und Massivholzelemente zum Einsatz kamen. Diese Bauweise schafft ein angenehmes Raumklima und ist zugleich besonders ressourcenschonend und rückbaubar. Die Tragwerksplanung des gefalteten Dachs wurde von Lossen Ingenieure durchgeführt, während die handwerkliche Umsetzung der Zimmerei Arche Naturhaus GmbH oblag. Ein besonderer Fokus lag darauf, Materialien so auszuwählen, dass sie möglichst nachhaltig und umweltfreundlich sind.

„Wir sind stolz darauf, Teil dieses Holz-Hybridbau-Projekts zu sein, und bedanken uns bei allen Beteiligten für ihre harte Arbeit und ihr Engagement. Ein besonderer Dank gilt dem Architekturbüro D:4 Architektur und der Arche Naturhaus GmbH für die kreative Gestaltung und die herausragende Arbeit. Gemeinsam gestalten wir die Zukunft unserer Kleinsten und schaffen einen Ort, an dem sie sich entfalten und wachsen können.“

Lossen Ingenieure

Flur © Werner Huthmacher.
Sanitärbereich © Werner Huthmacher.
Spielflur © Werner Huthmacher.
Im Rahmen des Projektes entwickelte D:4 auch die Signaletik. Foto © Werner Huthmacher.
Außenansicht. Foto © Werner Huthmacher.
Außenanaicht Foto © Werner Huthmacher.
Außenansicht. Foto © Werner Huthmacher.
Außenanaicht Foto © Werner Huthmacher.
Außenansicht. Foto © Werner Huthmacher.
Außenanaicht Foto © Werner Huthmacher.

Das Projekt in den Medien