Naturbad im Eckermannpark

Winsen (Luhe)

Auf dem Gelände des Eckermannpark plant die niedersächsische Stadt Winsen (Luhe) den Neubau eines Freibades. In Zusammenhang mit der Neuerrichtung des Bades entstehen ein Gastronomie- und Badegebäude sowie ein kleiner Pavillon für die Badeaufsicht; die Planung der Funktionsbauten obliegt D:4 Architektur. Das gesamte Projekt ist energieautark, inklusionsgerecht und nicht nur umwelt- sondern auch tierfreundlich. Das Naturbad mit biologischer Wasseraufbereitung ist das erste CO2-neutrale betriebene Freibad in Deutschland. Generalplaner sowie Verantwortliche für die Gestaltung und technische Ausführung des Bades ist das erfahrene Unternehmen Polyplan Kreikenbaum. Ebenso vom Nachhaltigkeitsgedanken geprägt sind die auf dem Areal entstehenden filigranen Funktionsbauten. Zur Sommersaison 2024 soll das Naturbad im Eckermannpark eröffnet werden.

Insgesamt beinhaltet das Gelände eine Freifläche von 19.500 m² und eine Wasserfläche von ca. 3.600 m². Das Freibad soll sich naturnah in den Freiraum einfügen. So wird das großzügige Becken, das übrigens nicht mit der Luhe, sondern mit dem bestehenden Parkgewässer Weiherbogen verbunden ist, eine organische Form haben. Die Wasseraufbereitung erfolgt ganz ohne Chemikalien, nämlich rein biologisch durch Pflanzenfilter. Auf der Freifläche sind Spielplätze, Liegewiesen, Picknickplätze, auch ein Wasserspielplatz sowie Boulebahnen und Beachvolleyballfeld vorgesehen. In Beckennähe sind zudem Außenduschen und Umkleideschnecken platziert. Zwei Gebäude beherbergen Badeaufsicht und Sanitätsraum, außerdem barrierefrei zugängliche Sanitäreinrichtungen wie WCs und Warmwasserduschen, einen Infopoint und die Gastronomie.

Das Naturbad
Das von Polyplan Kreikenbaum gestaltete und ausgelegte Badebecken mit natürlicher Anmutung wird über Sandstrände und viele Flachwasserzugänge, eine Flachwasserzone mit 30 cm Wassertiefe, aber auch über Wassertiefen bis zu drei Metern, Rutsche und Kletterwand und fünf 25-m-Bahnen verfügen. Für ein ungetrübtes Badevergnügen ohne chemische Zusatzstoffe wie beispielsweise Chlor sorgen Neptunfilter, Hydrobotanik und Phosphatabsorber. Die Aufbereitung und Reinigung des abgebadeten Beckenwassers erfolgt gemäß den Vorgaben der Richtlinien für Planung, Bau, Instandhaltung und Betrieb von Freibädern mit biologischer Wasseraufbereitung – Schwimm- und Badeteiche (kurz: FLL- Richtlinie). Das Wasser wird einem biologischen und mechanischen Reinigungsprozess in bepflanzten Substratfiltern unterzogen, bevor es in Badewasserqualität wieder ins Becken eingespeist wird.

Die Holzpavillons
Der gesamte Badebereich ist überwacht: Am Westufer befindet sich ein kleines Gebäude mit Panoramafenstern für die Badeaufsicht. Es soll nach einem Entwurf von D:4 in Holzbauweise errichtet werden und auf 40 m² zwei Räume beherbergen: einen für die Badeaufsicht und einen Sanitätsraum. Das zweite Gebäude – ebenfalls ein Entwurf D:4 Architektur – auf dem Areal ist mit 400 m² weitaus größer und zentral zwischen Zugang und Becken platziert: Es bietet überdachten Raum für den Infopoint des Naturbades, Sanitäranlagen, Umkleiden sowie Räume für die ganzjährig nutzbare Gastronomie. Diese drei wesentlichen Funktionseinheiten sind geeint unter einem runden Dach.

Gebäudekonzept 
Rund, scheinbar schwebend und filigran zeigt sich der eingeschossige Pavillon. Auf einer Betonplatte erhebt sich der Bau, wobei der Boden ca. 0,5 m über dem Geländeniveau liegt. Über Rampen und Treppen wird der Neubau auch barrierefrei erschlossen. Als Rundbau wirkt der mit Building-Information-Modeling (BIM) geplante Pavillon aus allen Blickrichtungen des Parks anschaulich und offen.

Auf runden verzinkten Stahlstützen ruht das Holzdach mit rund 13 m Spannweite. An der höchsten Stelle erhebt es sich gut 6 m. Das fast schwebend wirkende Flachdach mit einer leichten Neigung besteht aus einer Tragkonstruktion aus Brettschichtholzbindern und einer aufliegenden Brettstapeldecke. Es erhält eine extensiv Dachbegrünung und trägt zudem fast 200 Photovoltaikpaneele, die der Stromversorgung dienen.

Darunter eingestellt ist eine runde Holzkonstruktion, die die eigentlichen Räume ausbildet – konstruktiv unabhängig vom PV-Anlage tragenden Dach. Der Holzrahmenbau mit eigenem Flachdach ist 4,20 m hoch. Die Holzrahmenwände werden mit einer hinterlüfteten Lärchenschalung verkleidet; zahlreiche verglaste Flächen und Öffnungen lassen viel natürliches Licht einfallen und tragen zu einer transparenten, leichten Wirkung bei. Die gesamte Wärmedämmung erfolgt gemäß GEG.

Insbesondere die nach Süden ausgerichtete Fassade ist großflächig verglast: Hier ist der Gastraum platziert, der einen weiten Ausblick über das gesamten Naturbad bietet. Davor liegt eine rund 150 m² große Terrasse, die über drei Außentüren direkt erreichbar ist. Über zwei Fenster mit Tresen wird den Gästen des Weiteren ein von außen zugänglicher Verkauf von Snacks angeboten. In westlicher Richtung zum Hauptzugang des Bades orientiert liegt neben dem 270 m² großen Gastronomiebereich der Infopoint als zentrale Anlaufstelle. Hiermit verbunden ist der Personalbereich für Mitarbeitende des Bäderbetriebs. Im östlichen Bereich des Pavillons in Richtung des Bades liegen direkt von außen zugänglich die sanitären Einrichtungen sowie vier Warmduschen in Verbindung mit Einzelumkleidekabinen. Zu den verschiedenen Funktionsbereichen im Inneren gibt es jeweils separate Zugänge.

Regeneratives Energiekonzept
Die Stromversorgung und die Gebäudeerwärmung werden ausschließlich durch regenerative Energie bestritten. Auf dem aufgeständerten Flachdach des Hauptgebäudes werden 184 x 360 Watt Photovoltaik-Module mit 66,24 kWp verbaut. Strom wird über die Photovoltaikanlage auf dem Dach gewonnen. Zudem soll zu einem späteren Zeitpunkt auch Strom durch Windkraft erzeugt werden: Vorgesehen ist die Nachrüstung einer Kleinwindkraftanlage, die als Vertikalläufer zwischen Parkplätzen und Gebäude platziert werden soll.

Die Wärmerzeugung erfolgt über eine Wasser-/Wasser-Wärmpumpe mit ca. 45 kW. Die Wärme wird im Sommer über Absorberplatten auf dem Dach unterhalb der PV-Anlage gewonnen. Im Winter außerhalb der Badesaison wird die Wärme aus dem Beckenwasser genutzt. Die einzelnen Räume werden über eine Fußbodenheizung beheizt. Die Regenentwässerung des Pavillons erfolgt, indem das Regenwasser örtlich in den Weiherbogen eingeleitet wird. Aufgrund dieses Energiekonzeptes ist ein klimaneutraler Betrieb des Naturbades möglich.

 

Weitere Informationen:

www.winsen.de > Bürgerbeteiligung

www.youtube.com > Informationsveranstaltung Vorentwurf für ein Naturbad im Eckermannpark

www.abendblatt.de > Badeparadies im Eckermannpark // Artikel im Hamburger Abendblatt (2022)