Haus der Evangelischen Militärseelsorge
Berlin
2018 – heute
LP 1 – 9
Denkmalgerechte Sanierung
Seit 2018 sind wir mit der umfassenden Sanierung des Hauses der Evangelischen Militärseelsorge in der Jebensstraße 3 in Berlin betraut. Die Arbeiten erfolgen abschnittsweise im laufenden Betrieb und in enger Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde. Ziel des Projekts ist es, die historische Substanz des Gebäudes zu bewahren, die funktionalen Anforderungen einer modernen Verwaltung zu erfüllen und zugleich die besonderen repräsentativen Räume neu erlebbar zu machen.
Geschichte und Bedeutung
Das Gebäude wurde 1910–1911 von den Architekten Adolf Bürckner und Fritz Herrmann errichtet und diente ursprünglich als Sitz des Evangelischen Oberkirchenrats. Heute ist es im Besitz der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und wird durch den Evangelischen Militärbischof über den Handlungsbereich Evangelische Seelsorge in der Bundeswehr (HESB) genutzt und verwaltet.
Der fünfgeschossige Bau besteht aus Vorderhaus, Mittelflügel und Quergebäude, die gemeinsam mit einem Nachbarbau einen Innenhof umschließen. Im Laufe der Jahrzehnte wurde das Haus mehrfach umgebaut, seine Grundstruktur blieb jedoch erhalten. Neben Büroflächen beherbergt es heute einen Veranstaltungssaal, eine Kantine und ein Archiv.
Sanierungsetappen und Maßnahmen
2018–2021: Schadstoff- und Grundsanierung
Den Auftakt bildeten eine Schadstoffsanierung im Dachbereich sowie die Erneuerung der WC-Anlagen mit moderner technischer Ausstattung im Vorderhaus. Dabei kamen handgeschöpfte Fliesen in gedeckten Farbtönen zum Einsatz, die sich an historischen Vorbildern orientieren und dem Gebäude eine würdige Atmosphäre verleihen.
2021–2023: Instandsetzung und Neuorganisation
Im nächsten Schritt erfolgte die behutsame Sanierung zweier Bürotrakte im Mittelflügel. Neben baulichen Instandsetzungen wurden die Flächen neu organisiert und an heutige Arbeitsabläufe angepasst. Grundlage der Arbeiten ist ein neues Brandschutzkonzept, das in allen Bauabschnitten umgesetzt wird.
Ein besonderer Schwerpunkt lag im „Weißen Saal“ im Quergebäude des ersten Obergeschosses. Die ehemalige Sanitär- und Küchenzone wurde zu einer großzügigen Foyersituation umgestaltet, die heutigen Veranstaltungsanforderungen entspricht. Historische Bodenbeläge wurden freigelegt und restauriert, Türen und Beschläge nach historischem Vorbild rekonstruiert. Die historische Orgel wurde während der Arbeiten ausgebaut, restauriert und wieder eingebaut.
2024–2025: Neugestaltung des Bischofsbereichs und soziale Nutzung
Ein zentraler Baustein der aktuellen Maßnahmen ist die Neuorganisation des Bischofsbereichs im ersten Obergeschoss des Vorderhauses. Ziel war die funktionale Anpassung bei gleichzeitiger Wahrung der historischen Gestaltung.
Die Differenzierung der Räume zeigt sich in den Bodenbelägen: Während in Büroräumen blauer Teppichboden verlegt wurde, erhielten die repräsentativen Bereiche massives Eichenstabparkett in klassischer Verlegung mit Randfries und Ader aus Wenge. Das Parkett im Amtszimmer des Bischofs konnte erhalten und restauriert werden. Ergänzend wurden historische Türen aufgearbeitet und fehlende Elemente originalgetreu nachgebaut.
Der Flur wurde zu einem offenen Aufenthaltsbereich mit Stehtisch und Teeküche umgestaltet und erhält durch eine Balken-Kunstinstallation mit integrierter Beleuchtung eine besondere Atmosphäre. So entsteht ein harmonisches Gesamtbild, das Tradition und zeitgemäße Nutzung verbindet.
Parallel wurde im Erdgeschoss des Quergebäudes die Sozialstation der Caritas saniert, die im Umfeld des Bahnhofs Zoologischer Garten tätig ist.
Ausblick
Die Sanierung wird in den kommenden Jahren fortgeführt. Geplant sind unter anderem:
Obergeschosse: Ausbau ehemaliger Lagerräume zu einem großzügigen Saal
Untergeschoss (ab 2026): Neuer Eingang vom Parkplatz mit Teeküche und WC-Anlagen
Erdgeschoss: Barrierefreie Kantine mit moderner Küche und neugestaltetem Flurbereich
Haupteingang Jebensstraße: Umfassende Sanierung von Foyer, Treppenhaus und Pforte, inklusive Freilegung des historischen Steinbodens
Fazit
Mit der Sanierung des Hauses der Evangelischen Militärseelsorge wird ein bedeutendes Bauwerk der Berliner Kirchen- und Verwaltungsgeschichte behutsam in die Gegenwart geführt. Das Projekt verbindet Denkmalschutz, funktionale Erneuerung und architektonische Qualität – und sichert so die langfristige Nutzung dieses historischen Ortes als Sitz des Evangelischen Militärbischofs und des Evangelischen Kirchenamts für die Bundeswehr.
Chronologie der Maßnahmen
| Jahr(e) | Maßnahme |
| 2018 | Schadstoffsanierung im Dach |
| 2020–2021 | WC-Anlagen Vorderhaus |
| 2020–2022 | Fassadensanierung und Außenjalousien |
| 2021–2022 | 1. OG Seitenflügel (Säle, Büros, WCs, Teeküche, Flur) |
| 2022–2023 | 2. OG Seitenflügel (Büros, WCs) |
| 2022–2023 | EG Vorderhaus (Büros) |
| 2024–2025 | 1. OG Vorderhaus (Bischofsbereich) |
| 2024–2025 | EG Hinterhaus (Caritas-Sozialstation) |
| ab 2025 | EG Seitenflügel (Kantine, Bauantrag in Vorbereitung) |
| ab 2026 | Eingang und Pforte (UG/EG), Treppenhaus VH, UG Vorderhaus (WC-Anlagen, Teeküche, Flur) |