KMA + INTERBAU 1957

Architektur und Städtebau der Nachkriegsmoderne. Stimmen zum Welterbevorschlag

In dem fast zehnminütigen Film vom Landesdenkmalamt kommen die Menschen und Initiativen zu Wort, die den Berliner Welterbevorschlag unterstützen. Darunter Marcus Nitschke, Geschäftsführer von D:4 und treppe b. Der Film ist gleichsam eine Einladung in Bewegtbildern zu einer Reise zu den Lieblingsorten der Berlinerinnen und Berliner im Hansaviertel und auf der Karl-Marx-Allee.

Das Land Berlin hat vorgeschlagen, die großen denkmalgeschützten Ensembles des Berliner Wiederaufbaus unter dem Titel „Karl-Marx-Allee und Interbau 1957. Architektur und Städtebau der Berliner Nachkriegsmoderne“ auf die deutsche Tentativliste zum Weltkulturerbe zu setzen und in der Folge dann der UNESCO zur Eintragung vorzuschlagen. Berlins erster Antrag 2014 wurde gewürdigt, aber mit der Bitte um Überarbeitung zurückgestellt.

Internationales Kolloquium
Im Rahmen des internationalen  Kolloquiums „Ost West Ost: Karl-Marx-Allee & Interbau 1957″ am 25. und 26.10.2022 soll der erneut gestellte Antrag öffentlich erörtert werden. Veranstalter ist die Hermann-Henselmann-Stiftung in Kooperation mit dem Landesdenkmalamt Berlin und der Akademie der Künste.

NEUERSCHEINUNG

AIV-Forum 2-2021
grossWEST – AIV-Schinkel-Wettbewerb 2021

Dokumentation des AIV-Schinkel-Wettbewerbs 2021

Seit 1855 richtet sich der AIV-Schinkel-Wettbewerb als Förder- und Ideenwettbewerb jährlich an junge Planer:innen, um deren Kreativität für die Lösung zukunftsorientierter Planungsaufgaben zu wecken. Neben der Förderung des technisch-wissenschaftlichen Nachwuchses initiiert der Wettbewerb einen Dialog zwischen Stadtöffentlichkeit, Fachleuten, Verwaltung und Politik. Er zielt darauf ab, Interesse für ein Gebiet zu wecken, Sensibilität im Umgang mit dem Bestand zu entwickeln, die Bedeutung für die Umgebung aufzuzeigen und somit zur Qualifizierung der Aufgabenstellung einer formellen Planung beizutragen. In diesem Sinne ist der Wettbewerb darauf ausgerichtet, eine Beziehung der breiten Öffentlichkeit zum Planungsgebiet zu generieren und sie für die Gestaltung der öffentlichen Räume zu gewinnen. Aufgrund seiner Unabhängigkeit gelingt es dem AIV-Schinkel-Wettbewerb damit, Anregungen in laufende Planungen einzubringen.

16 Euro
ISBN: 978-3-96551-802-5

Bestellungen an: Mail

Kirchlich-kommunales Gemeindezentrum und Kita Müncheberg

 

Zum Tag der Architektur waren erstmals Gäste im fertiggestellten Gemeindezentrum und Kita willkommen.

In einem partizipativen Prozess vor Ort entstand die Idee zur Errichtung eines kirchlich-kommunalen Gemeinschaftszentrums mit angeschlossener Kita. Ein umfangreiches Angebot an generationsübergreifenden sozialen, ökologischen und pädagogischen Angeboten wird mithilfe einer EU-LEADER-Förderung ermöglicht.

Das alte Pfarrhaus an der Kirche wurde durch einen funktionalen Neubau ersetzt, der die Dachform der Kirche aufnimmt und in zeitgemäßer Gestaltung anschließt. Neubau und Kirchensanierung erfolgten durchgängig mit nachhaltigen Baumaterialien.

Garten und Kinderküche sind zentrale Bausteine des pädagogischen Konzepts. Im Umgang mit regionalen Lebensmitteln aus ökologischem Anbau wird eine bewusste Ernährung vermittelt – von den Ergebnissen profitieren auch die Besucher:innen des Begegnungszentrums.

Zusammenwachsen – Landschaf(f)tstadt

Prof. Dr. Silvia Malcovati und Bernd Albers im Gespräch mit Marcus Nitschke

 

Marcus Nitschke
Ihr Beitrag zum Wettbewerb 2070 beschäftigt sich in Brandenburg mit den Städten Bernau und Schwedt. Wie sind Sie auf diese beiden Orte gekommen?

Silvia Malcovati
Wir sind ohne eine genaue Idee gestartet. Zunächst haben wir angefangen Orte zu untersuchen, die wir schon unter anderen Bedingungen betrachtet hatten, wie Potsdam oder Brandenburg an der Havel. Ziemlich schnell haben wir jedoch bemerkt, wie reich und vielfältig Brandenburg ist. Wir haben uns dann entschieden die Radialen zu erforschen, die für unsere Entwurfsidee eine große Bedeutung hatten, vor allem die Radiale in Richtung Nord-Osten. Ein guter Hinweis kam von den Mobilitätsexperten, die uns darauf aufmerksam gemacht haben, wie wichtig momentan die Beziehungen zwischen…

hier gehts weiter…

Wettbewerbsbeitrag Zusammenwachsen – Landschaf(f)tstadt © Bernd Albers/Silvia Malcovati

AIV-Forum 2021

AIV-Forum 1-2021

Zeitschrift des Architekten- und Ingenieurvereins zu Berlin-Brandenburg e.V.

 

Peter Lemburg, Marcus Nitschke (Hg.)
1/2021
Zeitschrift
21,0 x 29,7 cm
120 Seiten
ISSN 2567-5184
ISBN 978-3-96551-801-8
12 Euro

Bestellungen: HIER

Kirche ohne Zukunft?
Gemeinden und ihre Gebäude in unsicheren Zeiten

VORTRAG vom 15.12.2020

Anlässlich des 10. Geburtstages des Gemeindezentrums Maria Gnaden in Berlin-Hermsdorf zogen wir Bilanz und nahmen eine Bestandaufnahme der Nutzung des Hauses vor.

 

Ist das Gemeindezentrum immer noch bedarfsgerecht und nachhaltig?
Wie können Raumprogramme von kirchlichen Gebäuden angesichts stagnierender oder sinkender Mitgliederzahlen und pandemischer Einschränkungen für die Zukunft geplant werden?
Wird sich das Modell des Hauskreises weiter durchsetzen, das Raumkapazitäten nach außen verlagert?
Wie können Gemeindegebäude heute noch finanziert und bespielt werden?

ZEITUNGSBEITRAG, OKT. 2020

Berlin Ost West: Modern
H#4 — Zeitungsmagazin Henselmann, vierte Ausgabe

Im Rahmen der Fortschreibung der deutschen ­Tentativliste für das UNESCO-Welterbe ergreift Berlin 2021 die Chance, die denkmalgeschützten Ensembles Karl-Marx-Allee (1. und 2. Bauabschnitt) und Interbau 1957 (Hansaviertel, Kongresshalle im Tiergarten, Corbusierhaus am Olympiastadion) erneut zur Nominierung vorzuschlagen.

Damit wird ein Berliner Projekt wieder aufgegriffen und forciert, das 2012 durch die drei Antragsinitiativen, den Bürgerverein Hansaviertel, die Freunde des Corbusierhauses und die Hermann-Henselmann-Stiftung auf den Weg gebracht worden war. Zwar fiel die Evaluierung durch die Internationale Expertenkommission der Kultusministerkonferenz der Länder auf Anhieb nicht erfolgreich aus, aber die Sachverständigen räumten den Antragstellern gute Chancen für eine Nachqualifizierung ein – soweit die wissenschaftliche Begründung des «outstanding universal value« (OUV – des außer­gewöhn­lichen universellen Werts) vertieft und ein überzeugendes Handlungskonzept im Hinblick auf das zukünftige Welterbe durch die Berliner Verwaltung entwickelt werde.

> zur Publikation der Rosa-Luxemburg-Stiftung

FERNSEHBEITRAG ARTE

Stadtspaziergang mit Marcus Nitschke

Stadt Land Kunst

Das andere Berlin von Fritz Lang

 

Metropolis: Das andere Berlin von Fritz Lang
Berlin erlebte in den 1920er-Jahren einen Umbruch. Während die damalige Stadt der Moderne das Herzstück der europäischen Kunstszene bildete, hatte der Künstler und Filmemacher Fritz Lang eine pessimistische Sicht auf die Metropole. In „Dr. Mabuse, der Spieler“, „M“ und „Metropolis“ kreierte er diabolische Figuren, die ein düsteres Bild der vom Ersten Weltkrieg geprägten Berliner Gesellschaft zeichnen.

UNESCO-WELTERBE-TAG 2020

Ein Beitrag von Hanna Düspohl

In Kooperation mit und gefördert durch das Landesdenkmalamt Berlin

Passend zum 100-jährigen Jahrestag Groß-Berlins und den eingeschränkten Besuchsmöglichkeiten in Zeiten von Corona präsentierte die Triennale der Moderne unter dem Motto Vielfalt Moderne | Moderne Vielfalt ein besonderes Online-Angebot für Kultur- und Architektur-Interessierte: Im Zentrum standen diverse Projekte der sechs Siedlungen der Berliner Moderne, die 2008 von der UNESCO in die Liste des Welterbes aufgenommen wurden.
Im Video sehen Sie eine Vorstellung unserer Ausstellung in unserer Galerie treppe b. Diese beschäftigte sich mit der in den 1920er Jahren errichtete Ringsiedlung in der Siemensstadt, gebaut von namenhaften Architekten wie Walter Gropius, Hans Scharoun oder Otto Bartning, die dem Corbusierhaus (erbaut 1957) gegenübergestellt wurde.

Buchveröffentlichung

Der Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V. und die ihm angegliederten Architekten- und Ingenieurvereine haben in 150 Jahren seit ihrer Gründung 1871 wichtigste Beiträge im Bereich des Bauwesens und der Bautechnik geleistet. Das Engagement der Mitglieder hat die Technikgeschichte des jungen Deutschen Reiches geprägt, aber gleichermaßen auch soziale Fragen der Gesellschaft diskutiert, sowie Standards eines Gewässer- und Umweltschutzes mit entwickelt.
Nun ist die Festschrift zum 150. Jubiläum im Verlag treppe b erschienen!
Sie gibt einen Überblick über die Geschichte und zeigt darüber hinaus Eindrücke aus der Tätigkeit der Architekten- und Ingenieurvereine in der Gegenwart. Aus zahlreichen Beiträgen ergibt sich ein vielfältiges Bild der ehrenamtlich aktiven Gestalter und Gestalterinnen unserer Baukultur und Gesellschaft.
Die Forderungen an die Gestaltung unserer Zukunft – gemeinsam mit den planenden und gestaltenden Berufen der Ingenieurkunst und des Bauwesens – gibt Impulse für die zukünftigen Aktivitäten des Verbandes.

Bestellen können Sie die Festschrift hier >> .

Ganz andere Räume

Interview mit Sebastian Behmann


Studio Other Spaces ist ein Büro für Kunst und Architektur, das 2014 vom Künstler Olafur Eliasson und dem Architekten Sebastian Behmann gegründet wurde.

 

Wie ist die Arbeitsweise von Studio Other Spaces?
Ein Projekt muss Potenzial haben, Themen eröffnen, die interessant sind. Unsere Werke entstehen aus dem Dialog und in dem Kontext, in dem wir uns bewegen.
Wir glauben, dass die Qualität des Verhältnisses zum Auftraggeber maßgeblich die Qualität der Arbeit beeinflusst. Wir machen eine sehr genaue Analyse, nicht nur räumlich, sondern auch sozial und wirtschaftlich und dann antworten wir auf verschiedenen Ebenen durch unsere Arbeit darauf.
Neben der Qualität des Raumes interessiert uns, wie und in welcher Form der Raum Menschen zusammenbringen und verbinden kann und ob er in seiner Form geeignet ist, Gemeinschaft zu generieren. Die Bauherren müssen uns die Frage beantworten können, ob sie eine Vorstellung von dem haben, wie der Raum mit Inhalt gefüllt werden soll. An der Stelle setzen wir an und versuchen, uns einzubringen. Es geht also um die Bestimmung des Raumes, nicht um die reine Ästhetik. Deswegen sind unsere stärksten Projekte die, bei denen wir eng mit unseren Auftraggebern in Kontakt stehen. Uns ist wichtig, eine echte Kollaboration zu schaffen, in der man zusammenarbeitet und sich ergänzt. Das macht das Arbeiten natürlich auch komplizierter, weil jeder seine Vorstellungen und Wahrnehmungen hat, aber solche Hürden geben einem Projekt mehr Tiefe.

Sebastian Behmann und Olafur Eliasson © Anders Sune Berg

‚Other Spaces‘ klingt nach einer anderen, vielleicht auch einer besseren Welt. Was ist das Ziel des Büros?
Natürlich wollen wir die Welt verändern!
Neben einem Interesse an der Vergangenheit ist es doch das Wichtigste, etwas zu schaffen, das die Zukunft abbildet und Perspektive gibt. Es geht darum, im Dialog mit Institutionen, Privatleuten oder Museen eine Zukunft zu entwerfen und diese idealerweise auch zu bauen.

Und woher kommt der Name Studio Other Spaces, beziehungsweise was initiiert er?
Er hat mehrere Ebenen: Zum einen haben wir Interesse an Heterotopien und interessieren uns für gebaute Utopien. Das sind beispielsweise Sakralbauten oder Museen, also Gebäude, die nicht im alltäglichen Leben verwurzelt sind, sondern bei denen man mit einem gewissen Anspruch Räume formuliert, die etwas tragen und verändern wollen. Das ist ein wichtiger Aspekt unserer Arbeit. Zum anderen gehen wir in die Alltagswelt. Wir bearbeiten und verhandeln Dinge so, dass sie für jeden erlebbar und erreichbar sind: Beispielsweise arbeiten wir momentan zusammen mit David Chipperfield Architects an einem Teil eines Hotels in Paris. Das ist eine verhältnismäßig profane Aufgabe. Doch hier übernehmen wir Prozesse, die wir aus unserer langjährigen Zusammenarbeit im Kunstbereich kennen. Die Dialoge werden dadurch andere und wir wählen oft eine andere Art und Weise, wie wir Dinge entwickeln. Es fließt viel von dem, was wir in der Kunst gelernt haben in die Architektur hinein. Am Ende sind die Arbeiten dann gut, wenn man keinen Unterschied zwischen Kunst und Architektur sieht.

Fjordenhus © Anders Sune Berg

Sie sprechen von der Verbindung von Architektur und Kunst. Welches Potential ergibt sich aus der Verbindung, vor allem gepaart mit dem Wahrnehmen und Erfahren von Räumen?
Mir macht es wirklich Spaß, die Dinge anders zu machen: Wir haben zum Beispiel einen Aufzug im Fjordenhus1 in Vejle (Dänemark) gebaut, der besondere Eigenschaften
hat. Zum einen spürt man den Wind beim Fahren, weil er nur durch Gitter vom Treppenhaus getrennt ist, zum anderen fährt er besonders schnell. Man hat wirklich das Gefühl sich zu bewegen. Der Aufzug ist so konzipiert, dass man in die Knie geht, wenn er losfährt, und wenn man wieder anhält muss man seine Tasche festhalten, damit der Schlüssel nicht rausfliegt. Es widerspricht dem, was man gewohnt ist. Nur so kann man das, was man sieht hinterfragen.

Fjordenhus © Anders Sune Berg

In Ihren Bauten geht es um eine Wahrnehmungserfahrung der Besucher. Wie bauen Sie Atmosphäre auf?
Beim Fjordenhus kommt der Besucher wie bei einem Schiff über eine Brücke in das offene Foyer. Er erlebt, was die Stadt ausmacht: Das Plätschern des Wassers, der Wind und das Licht, das an der Decke reflektiert wird. Diese sinnlichen Erfahrungen schaffen eine Verortung und beantworten die Frage: Wo sind wir hier? Wie im Kirchenbau auch, nutzen wir die zur Verfügung stehenden Mittel, um eine Dramaturgie und eine Atmosphäre zu schaffen. Der Spannungsbogen führt dabei durch das ganze Haus und hat viel mit der Lichtstimmung und der Akustik zu tun. Beispielsweise sind nicht alle Räume gleich beleuchtet. Das Foyer hat kein eigenes Licht, sondern wird nur von den Nebenräumen beleuchtet. Eine Dynamik, die man heute nicht mehr gewohnt ist. Vom metallisch lauten Treppenhaus geht es dann in den ersten Eingangsraum, der mit Hilfe von Akustiksteinen sehr gedämpft ist. Damit erhält jeder Raum seine eigene Klangqualität: entweder bewusst laut oder bewusst leise und dumpf.

 

Das ganze Interview finden Sie in: Kunst und Kirche – Magazin für Kritik, Ästhetik und Religion, 3.2020, S. 54-56.

Das Gespräch führten Hanna Düspohl und Marcus Nitschke, D:4 Architekten Berlin.

AIV-FORUM 1-2020

Zeitschrift des Architekten- und
Ingenieur-Vereins zu Berlin e.V.

AIV-Forum 1-2020

Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur-Vereins zu Berlin e.V.

 

Peter Lemburg, Marcus Nitschke (Hg.)
1/2020
Zeitschrift
21,0 x 29,7 cm
121 Seiten
ISSN 2567-5184
12 Euro

Bestellungen: HIER

Heinrich Hermes, Fotograf

1958-2018

Fotografien, Zeichnungen und Prints vom Künstler und Fotografen Heinrich Hermes der letzten 25 Jahre waren in der Werkschau in der Galerie treppe b zu sehen. Der Künstler hat die Werke für die Ausstellung “Gegen Ende. Arbeiten 1987-2018” selbst ausgewählt und kuratiert.
Der Eröffnung am 13.12.2018 konnte Hermes leider krankheitsbedingt nicht mehr beiwohnen. Einen Tag später, am 14.12.2018 starb er.
In tiefer freundschaftlicher Verbundenheit fand in seiner Ausstellung, inmitten seiner Werke, ein Abschiedsfest am 26.01.2019 statt. In tiefer freundschaftlicher Verbundenheit gedenken wir ihm weiterhin.

Rede von Marcus Nitschke anlässlich des Abschiedsfestes

Eine Rede danach

Wie wenige Fotos reichen, um von einer Architektur einen Eindruck zu geben? Wie wenige Kunstwerke und Material-, Form- und Stilversuche reichen, um von der Kunst einen Eindruck zu geben? Und: wie viele Werke reichen für ein Künstlerleben?

Über zwanzig Jahre hat Heinrich Hermes die Architekturen unseres Büros D:4 fotografiert und immer wieder erstaunte er uns, mit wie wenig Motiven er von seinen Ortsterminen zurückkam. Doch mit klarem Blick sah er das Entscheidende und fand sicher die Charakteristika. Seine wenigen Bilder zeigten mehr als die vielen, die sonst noch entstanden. Es blieben immer seine Aufnahmen, die unsere Ideen und Erinnerungen ins Bild setzten.

Die Architektur war Auftragsarbeit. Die Kunst war eine Art und Weise, alles, was da ist, aus einer eigenen Perspektive darzustellen, als ein Bild umzusetzen. Heinrichs frühe Fotografien zeigen in Schwarz und Weiß die Auflösung der Gegenstände in Bilder und zugleich das Medium, das Handwerk, womit dies geschieht, besser: bewerkstelligt wird. Die Vorführung des Mediums und des Materials lädt die Abbildungen mit Assoziationen auf: das sieht ja aus wie in den Anfängen der Fotografie … Hier gibt es schon die Serie, das formale Prinzip, das Ordnung und Struktur in die Kunst bringt.

Aus dem Material eine Form machen, als Umriss –, diese Form sich aneignen – sie wiederholen –, das ist der nächste Schritt. Der Umriss eines Gefäßes, ein Napf, eine ideale Schüssel, herausgeschnitten aus Gummi, als eine feine Bleistiftlinie, als Siebdruck: die Form ist der Inhalt dessen, was man sieht, undramatisch, unspektakulär. Man soll sich an deren Anblick erfreuen, das ist die Absicht. Leider haben nie viele die Ruhe aufgebracht, das zu tun.

Eine dritte Werkphase ist die Umsetzung von Worten in Bildern, Worte an die Stelle von Abbildungen zu setzen, diese selber wie ein Bild zu gestalten. Diese Wort-Bild-Arbeitsweise wird dann auch zu Büchern, zu einem dezenten Weg, andere davon in Kenntnis zu setzen. Zugleich sind die Wortgebilde in den Büchern wie Gedichte, die einen persönlichen Inhalt transportieren können: Aussagen über die Zustände, in denen man sich befindet, zwischen Zeitkritik, Experiment und Einsamkeit.

Die Wortgebilde und Bildmotive sind gedacht als eine Serie in einem kleinformatigem Rahmen, die für eine Zeit vor Augen sind und die dann gewechselt werden können mit anderen Motiven zu einem anderen Rhythmus. Das Schönste wäre, man würde damit leben. Die Auswahl, die hier heute zu sehen ist, ist seine Auswahl.

Posthum ist das Buch A erschienen.

Heinrich Hermes
Günther Rösch
Marcus Nitschke
Edition Y100 und treppe b
ISBN-13: 9783757810832
Verlag: Books on Demand
Erscheinungsjahr: 2023
12,00 Euro